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Sonntagsgedanken zu Okuli, 7. März 2021
Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes. (Lukas 9, 62)

06.03.2021
Ihr Lieben,
seit einem Jahr haben wir keinen Gottesdienst mehr in der Heilandskirche gefeiert. Zu Okuli 2020 hatte der Kirchenvorstand entschieden, wegen der Pandemie auf alle Gottesdienste und Veranstaltungen zu verzichten. Ein Jahr ohne. Ohne so vieles: die selbstverständlich leichte Gemeinschaft. Abendmahl. Taufen im Sonntagsgottesdienst. Kirchenkaffee. Ach, man könnte weinen. Und das sind ja nur die kirchlichen Dinge. Wieviel anderes haben wir in diesem Jahr weggelassen, zurückgestellt, nicht erlebt, mit gutem Grund, aus Sorge und Fürsorge, manches Mal mit vollem Herzen, manchmal aber auch mit Kopfschütteln und Unverständnis für die Maßnahmen. Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der sieht viel Schmerzhaftes und Schweres.
Seit einem Jahr aber auch: eine vielfach genutzte offene Heilandskirche. Mit Kerzen anzünden und Klagemauer. Mit Fürbittbox und Tüten zum Mitnehmen und Segensworte an Wäscheleinen. Gottesdienste für zuhause, der kleine Hausaltar mit Kerze und Kreuz, ein Buch, das sich langsam füllt mit eigenen Ideen zu Bibeltexten, Bilder zu Lieblingsversen, Fürbitten über die Chat-Funktion, nicht nur Gottesdienst-Gemeinschaft über zoom, neue Ideen, neue Wege. Und auch das nur die kirchliche Seite - wieviel neue Impulse und Kontaktmöglichkeiten haben wir erfunden in den vergangenen Monaten - vom Familientreff bis zur Weinprobe, alles ist anders, aber wirklich vieles ist möglich und schön! Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der sieht auch viel Gelungenes und Wundervolles.
Und heute? Wie tief sitzt in uns die Sehnsucht nach dem alten schönen Leben. Es soll doch einfach wieder so werden, wie es früher einmal war. Dass das nicht so einfach geht, das ahnen wir schon längst. Und dass es ungesund ist, nur zurückzublicken und im „früher war alles besser“ zu verharren, davon erzählt schon die Bibel mit dem Wochenspruch für die kommende Woche: Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes. Am heutigen Sonntag sind wir gerufen, unsere Augen mal woanders hinzulenken. Meine Augen sehen stets auf den HERRN, singt der Psalm, der dem Sonntag seinen Namen gab.
Es gibt eine Geschichte im Ersten Testament der Bibel, da wird erzählt, wie auf der Wüstenwanderung das Volk Israel wieder einmal ins Murren kam: Früher war alles besser, ach, wären wir doch in Ägypten geblieben, was für ein Mist hier in der Wüste, hier gibts nicht mal genug zu essen (Klopapier, Mehl … beliebig erweiterbar). Das Volk wurde von feurigen Schlangen heimgesucht (eine Seuche, eine Pandemie?) und viele starben. Mose machte eine eherne Schlange und richtete sie auf. Und jeder, der die Schlange ansah, blieb leben. Eine krasse Geschichte. Aber sie erinnert mich an den heutigen Wochenspruch. Wer die Vergangenheit glorifiziert, der kann nicht leben. Wer nur zurückblickt, der kann das Gute im Neuen, in der Gegenwart nicht sehen. Der kann die Chance, sich und etwas zu entwickeln, nicht ergreifen. Deshalb die Erinnerung: schau nicht (nur) zurück, sieh auch auf Gott (wie das Volk Israel auf die Schlange - der Blick geht nach oben, das tut Leib und Seele gut): Sieh auf all das, was dir geschenkt ist. Da gibt es Quelle und Brot in Wüstennot, und Freude und Freunde und Wärme und Licht.
Und dann gehts wieder. Ich kann leben. Zwar umgeben von feurigen Schlangen, aber mit Gottes Zusage vor Augen, die im Psalm zum heutigen Sonntag steht: Der Herr ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben. Ich kann leben. Mit Trauer im Gepäck und voller Hoffnung. Mit Vergangenem, das ich mit mir rumtrage und Gottes Zukunft, die mich erwartet.
Amen
Bleibt behütet, bleibt gesund, Eure Pfarrerin Bettina Friehmelt
P.S. Die nächsten Sonntagsgedanken kommen am 13. März 2021 zu euch.
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